Insektenfutter für Hunde - Hypoallergene Ernährung?

Insektenfutter für Hunde - Hypoallergene Ernährung?

Heuschrecken Fluch und Segen

In der Bibel wird berichtet, wie Gott die Welt der Ägypter und Pharaonen wegen ihrer zahlreichen Götter von seiner eigenen Existenz überzeugen wollte: Er schickte nacheinander die 10 Plagennach Ägypten. Von Stechmücken über die Pest bis hin zur Tötung aller Erstgeborenen, sein Zorn kannte kaum Grenzen. Eine der Strafen war eine Heuschreckenplage, die im ganzen Land Bäume und Ernten vertilgten. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, die Heuschrecken zu essen.

In vielen Ländern der Welt gehören Insekten seit jeher auf jeden Speiseplan. Unsere Scheu und der Ekel sind für diese Menschen völlig unverständlich. Heuschrecken, Schmetterlinge oder Käfer werden gekocht, gebraten oder roh verzehrt. Imbisswägen mit Streetfoodist ohne Insekten mit Dip genauso wenig wegzudenken wie das Krabbenbrötchen in der Auslage einer bekannten Fischkette oder die Tüte frisch gekochter Krabben an den Fischereihäfen der Nordsee.

Insekten halten Einzug in Europa.

Was bei uns einst eine Mutprobe war, ist mittlerweile eine Spezialität auf angesagten Partys: Heuschrecken süß-sauer, kross gebratene Mehlwürmer oder Hausgrillen in Currysoße. Längst hat die Europäische Kommission in der Novel-Food-Verordnungeine Liste von Insekten veröffentlicht, die für den menschlichen Verzehr zugelassen sind.

Die Vorteile einer Ernährung mit Insekten liegen klar auf der Hand:

Insekten sind sehr proteinhaltig.
Insekten enthalten viele essenzielle Fettsäuren (Omega-3) und Vitamin B.
Insekten sind leichter zu züchten als Kühe oder Schweine.
Insekten benötigen weniger Fläche, Futter und Wasser.
Insekten haben kaum oder keinen CO2- und Methanausstoß.
Insekten haben eine wesentlich bessere Klimabilanz als andere tierische Proteinquellen.

Die Welternährungsorganisation empfiehlt Insekten als hochwertige Nahrungsquelle.

So finden sich in ein paar Supermarktregalen bereits Insektenburger, Fitness- und Eiweißriegel mit Mehlwürmern oder Insektennudeln. Verlässliche Daten über genaue Nährwerte gibt es allerdings noch nicht. Diese Werte sind abhängig von der Art des Insekts und dessen Futterzusammensetzung.

Mit Insekten lässt sich der Hunger auf der Welt leichter angehen. Stimmt das?

Ein bekannter deutscher Politiker sagte einmal: Auf der Welt gibt es Geld wie Dreck. Es haben nur die falschen Leute. Genauso verhält es sich mit den Nahrungsmitteln. Im Prinzip gibt es genug für alle, nur hat der Großteil der Weltbevölkerung schlicht kein Geld, um Lebensmittel zu kaufen. Das ist der Grund für den Hunger und nicht die Lebensmittelknappheit. Daran werden auch Insektenfarmen nichts ändern, die von den bekannten Konzernen geführt werden. Alle beteiligten Firmen haben nur ihren Gewinn im Kopf. Die Samariter sind längst ausgestorben.

Die Futtermittelindustrie mal wieder

Es wundert uns nicht, dass die Hersteller von Hunde- und Katzenfutter auf den Hype der Ernährung mit Insekten aufgesprungen ist. Klimaschützer, Tierschützer, Vegetarier oder Veganer, alle machen sich Gedanken um die eigene Ernährung und um die ihrer Vierbeiner. Alle wollen verantwortlich mit unseren Ressourcen umgehen, das ist sehr löblich. Wir brauchen sehr viel mehr Menschen, die Verantwortung für Klimaschutz und Gerechtigkeit für Mensch und Tier übernehmen. Nur so kann unsere Erde etwas besser werden.

Allerdings treiben diese Überlegungen und Trends oft seltsame Blüten wie die vegane oder vegetarische Ernährung von Raubtieren wie Katzen und Hunden.

Und genau durch diese Menschen findet die Futtermittelindustrie ständig neue Marktsegmente. Sie produziert teures Tierfutter, damit sich Tierbesitzer besser fühlen, wenn sie es kaufen.

Insektenfutter für Hunde Ein lukratives Geschäft mit dem Gewissen

Der derzeitige Stand der Wissenschaft weist eindeutig eine bessere Klimabilanz von Insektenim Gegensatz zu unseren bisherigen Nutztieren wie Schweine, Kühe oder Hühner auf. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Zucht von Insekten einen weit niedrigeren CO2- und Methanausstoß hat als beispielsweise die von Kühen. Da Insekten wechselwarm sind, benötigen sie auch kein zusätzliches Futter zu Erhaltung der Körperwärme und setzen Nährstoffe direkt in Körpermasse um.

Insekten brauchen in der Zucht weit weniger Platz und Wasser als z.B. Rinder, wobei Richtlinien zur Haltung und Tötung noch auf sich warten lassen. Nun gut. Auch die werden noch kommen.

Diese Punkte sind unser Pro für eine Ernährung mit Insekten.

Insektenfutter ist hypoallergen. Ach ja?

Die Hersteller von Insektenfutter werben damit, dass im Napf nur eine einzige Proteinquelle enthalten ist und ihr Futter beispielsweise für eine Ausschlussdiät bei Allergien ideal ist. Sie behaupten zudem, dass das Protein von Insekten keine oder nur wenige Allergene hat (hypoallergen). Das kann sein, muss es aber nicht. Allein der wissenschaftliche Nachweis fehlt bislang.

Im Gegensatz zu den üblichen Beutetieren wie Kühen, Schweinen oder Hühnern findet sich im Körper von Insekten ziemlich genau das, was sie gefressen haben. Und das ist von Spezies zu Spezies unterschiedlich. Manche Insekten sind Fleischfresser. Jeder von uns hatte schon Ameisen im Haus, wenn das Katzen- oder Hundefutter nicht sorgsam verstaut wurde. Fliegen machen sich überall dort breit, wo unbeobachtet Lebensmittel rumliegen. Motten finden wir im Mehl und in unseren Cornflakes. (Soja, ein höchst allergenes Futter ist in vielen Insektenzuchtbetrieben an der Tagesordnung.) Manche Insekten fressen andere Insekten und der Mix ist perfekt.

Also stimmt weder die Aussage nur eine Proteinsortenoch frei von Kohlenhydraten. Zumindest nicht immer. Den Beweis des Gegenteils blieb uns die Futtermittelindustrie bisher schuldig.

Die Zusammensetzung von Insektenfutter

Generell werden für Hunde empfohlen: 80 % Fleisch (Protein) und 20 % Ballaststoffe (Obst oder Gemüse)

Wir haben uns ein paar Deklarationen von Insektenfutter auf der Rückseite der Packungen angeschaut und staunten nicht schlecht:

1. Zusammensetzung:

20,0 % Insektenprotein (getrocknet)*, 19,4 % Kartoffelflocken, 16,0 % Kartoffelstärke, 11,8 % Erbsen, 7,2 % Favabohnen, 7,1 % Rapsöl, 4,2 % Mineralstoffe, 4,0 % Bierhefe, 3,5 % Kartoffelprotein, 3,3 % Vitamin- und Spurenelementvormischung, 2,5 % Leinsamen, 1,0 % Rübentrockenschnitzel.

*Larve von Hermetia illucens

Larven der Soldatenfliege

2. Zusammensetzung:

44,0 % Kartoffelflocken, 22,0 % Insektenprotein (Larven von Hermetia illucens, getrocknet), Kartoffelstärke, 6,5 % Kartoffelprotein, 3,7 % Lachsöl, Pflanzenproteinhydrolysat, Sonnenblumenöl, Leinsamen, Calciumcarbonat, Monocalciumphosphat, Natriumchlorid, 0,3 % Hefezellwände (entspricht 0,063 % Mannan-Oligosacchariden und 0,057 % Beta-Glucanen), 0,1 % Zichorien-Inulin, Kaliumchlorid, Algenmehl (reich an DHA*).

* Docosahexaensäure

3. Zusammensetzung:

Getrocknete Kartoffel, Erbsenmehl (natürliche Quelle für Aminosäuren), Insekten (10 %), Sonnenblumenöl, teilweise hydrolysierte Hefe, Kartoffeleiweiß, Mineralstoffe, Rübenfaser, Johannisbrotmehl.

Der Anteil der Insekten im Hundefutter dürfte der teuerste sein. Damit sind die Kassen der Hersteller mit 10 % bis 22 % auf jeden Fall auf der sicheren Seite. Die Preise für dieses Futter können sich ebenfalls sehen lassen: Normales Futterbis zu über 30,/kg (NICHT pro Sack!!) und Snacks mit bis zu 60,/kg Leute, wacht auf!

Die Igel freuts.

Na ja, zumindest die jungen Igel freuen sich mit Recht über diesen neuen Trend: Durch das trockene Wetter in den letzten Jahren finden sie einfach nicht mehr genug Nahrung. Die Igelfreunde und Tierschützer, die jetzt Insekten (pur) kaufen und füttern können, sind ein Segen für die Igelkinder. So hat irgendwie alles sein Gutes.

Ein Leben ist ein Leben.

Wollen wir ehrlich sein? Insekten sind kein Ersatz für Fleisch. Diese Proteinquelle stammt ebenso von einem Tier wie Huhn, Schwein, Rind oder Fisch.

Viele Menschen (vor allem die Damen) hüpfen laut schreiend auf einen Stuhl und rufen nach ihrem Partner, wenn eine Spinne oder eine Maus ihren Weg kreuzt. Sie können einfach keine Tiere töten, das müssen andere machen. Gut, in einem Schlachthof zu arbeiten ist auch nicht jedermanns Sache.

Ich kann nichts essen, das noch Augen hat,ist ein bekannter Spruch sensibler Menschen. Auch das ist verständlich.

Viele Menschen essen weder Hummer noch Krabben, weil die Tiere bei lebendigem Leib in kochendes Wasser geworfen werden. Nichts anderes passiert mit den Insekten, egal ob im Imbiss auf der Straße oder bei der Herstellung von Hundefutter. Auch hier fehlen noch tierschutzrechtliche Richtlinien.

Es geht uns hier nicht um den erhobenen Zeigefinger.

Ernährung über Insekten hat ganz klar Vorteile für die Weltbevölkerung und das Klima. Aber machen wir uns doch bewusst, dass Hunderte oder Tausende Tiere ihr Leben lassen, bevor ein Rottweiler seine Portion Proteine bekommt.

Manche Menschen essen beispielsweise keine Wachteln, weil zu wenig Fleisch von einem so kleinen Leben kommt. Aus demselben Grund verzichten viele Menschen auf Krabben und andere Meeresfrüchte.

Andererseits fühlen sich viele Tierschützer zu Protesten berufen, wenn mal wieder irgendwo auf der Welt ein Wal erlegt wurde. Klar, die Bilder sind blutig und unschön, aber wer schon mal an einem Schlachthof vorbeigefahren ist und die Hufe, das Schreien der Tiere und die Todesangst gehört hat, weiß, dass das Töten von Tieren kein sanftes Einschläfern ist. Ein Wal ist ein Leben. Ein einziges. Und dieses Leben ernährt einen ganzen Stamm oder ein Dorf ein Jahr lang und der arme Wal wird wenigstens bis auf das letzte Fitzelchen verwertet.

Wir sprechen nicht vom industriellen Walfang, der nur auf ein paar wenige Bestandteile ausgerichtet ist und der Rest eines Tieres wieder im Meer landet. Das verurteilen wir auch.

Ein Leben ist ein Leben. Und wenn ein ganzes Dorf von einem Wal ein Jahr lang lebt, welches Recht haben wir, das zu verurteilen? Töten wir lieber Tausende von Insektenleben, um unserem Hund den Napf zu füllen? Ist das ethisch etwa besser?

Mit Insektenfutter für Hunde haben wir keinen Heiligenschein verdient. Wir verstehen die Menschen, deren Begeisterung sich für diesen Trend in Grenzen hält.

Gedanken am Rande zum Nachdenken.

Zurück zum Blog