Wir alle kennen die Erfahrungen der Hundebesitzer oder Tierheime, die ihre Hunde aus Kostengründen mit billigem Trockenfutter im wahrsten Sinne des Wortes „am Leben erhalten“. Keinem der Betroffenen sei ein Vorwurf gemacht. Jeder Hundebesitzer kann in finanzielle Nöte geraten, Hundeauffangstationen sind oft dankbar, wenn ihre Spenden für Kastrationen und die tierärztliche Versorgung reichen. Sie sind dann froh, wenn sie ihre Schützlinge in vernünftige Hände vermitteln können.
Billiges Trockenfutter hat für Hunde fatale Folgen:
- ungenügende Zahnpflege
- Mangelerscheinungen
- Allergien
- mattes Fell
- verzögerte Entwicklung bei Junghunden
- Krankheiten
- kürzere Lebenserwartung
- …
Was unterscheidet billiges von hochwertigem Trockenfutter?
Schauen wir uns zunächst die Anatomie eines Hundes an.
Der Magen
„Sackmagen“, so nennt man den Magen eines Hundes. Er ist ständig in Bewegung und schaukelt innerhalb des Verdauungssystems hin und her. Je voller dieser Magen ist, desto heftiger sind seine Schwingungen. Im schlimmsten Fall kann ein zu voller Magen zu einer Magendrehung führen, ein lebensgefährlicher Notfall für den Tierarzt und ein Albtraum für Hund und Hundehalter.
Der Dünndarm
Das gesamte Verdauungssystem eines Hundes ist auf rasche Verarbeitungszeiten von Fleisch ausgelegt. Daher ist der Dünndarm sehr kurz und braucht leicht verdauliche Nahrungsmittel. Pflanzliche Komponenten beispielsweise benötigen sehr viel mehr Zeit und können somit überhaupt nicht verwertet werden. Sie belasten Magen und Darm, zumal dem Hund Enzyme fehlen, um die pflanzlichen Zellwände zu spalten. Einzig ein paar Faserstoffe, die ein Wildhund oder ein Wolf aus dem Mageninhalt seines Beutetiers bezieht, begünstigen die Verdauung. Aber diese Mengen sind minimal. Ein Hund holt sich seine Vitamine aus den Innereien eines Beutetieres und nicht aus Obst und Gemüse. Sie sollten max. 20 % der Gesamtmenge nicht überschreiten.
Der Dickdarm
Der Dickdarm entzieht letztlich dem Speisebrei das Wasser und sorgt für die gesunde Konsistenz eines leichten Kotabsatzes.
Was braucht ein Hund also überhaupt nicht?
- Getreide
- pflanzliche Nebenerzeugnisse
- Zucker, auch nicht in Form von Zuckerrübenschnitzeln
- …
Was braucht ein Hund?
- Fleisch
- Fleisch
- Fleisch
- Innereien
- Knochen
- ein paar Faserstoffe
Wie erkenne ich hochwertiges Trockenfutter?
Der Preis ist gar nicht mal so ausschlaggebend. Es gibt extrem teure Futtermarken, die jeder kennt. In allen Tierarztpraxen und Zoofachgeschäften stehen sie ganz vorne und werden mit bunten Bildern von wunderschönen Hunden beworben. In diesen Regalen finden wir Spezialfutter für Welpen, für Junghunde, für sportliche Hunde oder für Senioren. Außerdem steht da Diätfutter für übergewichtige Tiere, Futter gegen Nierenprobleme, Diabetes und Magen-Darm-Probleme.
Man könnte meinen, diesen Marken liegen lediglich das Wohl und die Gesundheit jedes einzelnen Tieres am Herzen. Da greifen wir doch gerne zu, bezahlen etwas mehr und haben ein gutes Gewissen. Oder?
Ein Blick auf die Inhaltsstoffe, die sogenannte „Deklaration“ öffnet uns jedoch die Augen. In vielen teuren Futtermarken ist jede Menge Zeugs drin, das unseren Hunden schadet und das sie ganz und gar nicht brauchen.
Ob nun beim Tierarzt oder im Supermarkt, ein prüfender Blick auf die Deklaration lohnt sich.
Die Deklaration
Wir wären nicht in der EU, wenn es nicht selbst für Tierfutter Gesetze gäbe. Die sogenannte „Futtermittelverordnung“ schreibt eine Auflistung der Inhaltsstoffe in Tierfutter vor. Das ist die „Deklaration“. Lernen wir sie zu lesen und zu interpretieren.
Es gibt die „offene“ und die „geschlossene“ Deklaration. Es liegt nahe, dass eine offene Deklaration uns ehrlicher Auskunft gibt als eine geschlossene. Wir werden immer wieder darüber sprechen und es dauert nicht lange, dann habt Ihr das drauf.
Zwei wichtige Punkte sieht das Gesetz vor:
- Was in der Deklaration steht, muss im Futter sein.
- Die Reihenfolge der Inhaltsstoffe ist abhängig vom prozentualen Anteil. Also stehen am Anfang der Hauptbestandteil und am Ende die geringste Menge einer Zutat.
Beginnen wir mit dem Fleischanteil – Fleisch ist nicht gleich Fleisch
„Fleisch und tierische Nebenprodukte“ an erster Stelle hört sich zunächst gut an. Wenn wir das aber auf dem Futtersack lesen, wissen wir, es handelt sich um eine geschlossene Deklaration. Da steht kein Prozentanteil und wir finden keine Angabe über die Fleischsorten. Tierische Nebenprodukte können alles sein: Federn, Schnäbel, Hufe, Euter, Innereien, Knochen und selbst verendete Tiere. Diese gemahlenen Nebenprodukte sind Abfall aus Schlachtbetrieben und für die Futtermittelindustrie billig zu erwerben. Es könnte also sein, dass dieses Trockenfutter 1 % frisches Fleisch enthält und kein Gramm mehr.
Kein Wunder, dass das nicht auf der Verpackung steht.
Tiermehl, Geflügelmehl oder Fleischmehl
So. Und was ist nun was?
- Tiermehl kann von verschiedenen Tieren alles enthalten, in der Regel sind es tierische Nebenprodukte.
- Geflügelmehl darf nur von Geflügel stammen, aber über den Fleischanteil braucht keine Rechenschaft abgelegt werden.
- Fleischmehl hingegen muss laut Gesetz aus Fleisch bestehen.
Selbst wenn ein Prozentsatz in Klammern hinter einem der Inhaltsstoffe steht, wissen wir nicht, woraus der Rest besteht.
Im Prinzip ist keines dieser Mehle schädlich für unsere Hunde. Allerdings wüssten wir doch gerne, was im Napf landet. Nur dann können wir bewusst füttern und Unverträglichkeiten ausschließen.
Getreide und pflanzliche Nebenprodukte
Steht in der Deklaration Getreide an erster Stelle, stellen wir den Futtersack zurück in das Regal. Getreide hat im Futternapf eines Hundes nichts zu suchen. Er braucht es nicht und Getreide ist sehr schwer verdaulich. Zudem kann Getreide Allergene enthalten.
Selbst von wohlklingenden Namen wie Quinoa oder Amaranth sollten wir uns nicht täuschen lassen. Nur weil diese Getreidesorten für uns Menschen gesund sind, vertragen unsere Hunde sie trotzdem nur in geringen Mengen.
„Pflanzliche Nebenprodukte“ stehen nur in einer geschlossenen Deklaration und sollten uns stutzig machen. Sie sind für den Hersteller eine günstige Einkaufsquelle und werden nicht explizit aufgeführt. Pflanzliche Nebenprodukte sind beispielsweise gemahlene Erdnussschalen, Stroh, Sägespäne, Olivenkerne und vieles mehr.
Fette und Öle
Pfoten weg, wenn die Sorten nicht genau aufgeführt werden. Hunde können nur tierische Fette verarbeiten. Pflanzliche Öle belasten die Verdauung und haben keinen Nährwert für Raubtiere, was Hunde nun mal sind. Die Futtermittelverordnung verbietet weder gebrauchtes Frittierfett noch Motoröl.
Zucker
Trockenfutter mit Zucker erhöht die Akzeptanz. Ja, aber warum sollte ein Futter mit einem hochwertigen Fleischanteil nicht sowieso verschlungen werden? Klar, wenn nur Müll im Sack ist, muss man nachhelfen.
Zucker hat in Tierfutter nichts verloren. In keinem.
Grotesk mutet „Ohne Zucker“ auf der Packungsvorderseite an, wenn in der Deklaration auf der Rückseite von Zuckerrübenschnitzeln, Malzkeimen oder Melasse die Rede ist.
Zusatzinformationen
„Ohne Konservierungsstoffe“ lesen wir oft auf Trockenfutterpackungen. Es ist nur so, dass einzelne Komponenten für Trockenfutter ohne Konservierungsstoffe auf dem Transportweg verderben. Der Futtelmittelhersteller darf mit diesen Zusatz nur werben, wenn er selbst keine weiteren Konservierungsstoffe hinzufügt.
Vermutlich kommt ein Trockenfutter allerdings kaum ohne Konservierungsstoffe aus, es sei denn, es wird in Einzelportionen verschweißt. Ein offener Sack Trockenfutter zieht Feuchtigkeit an und kann schnell unbrauchbar werden. Das ist ein Nachteil selbst von hochwertigem Trockenfutter.
Vorbildliche offene Deklarationen
Ein paar Futtermittelhersteller setzen auf Offenheit und geben ihre Inhaltsstoffe genau an. Nicht ohne Grund haben wir sie in unserem Sortiment und verfüttern sie unseren Hunden.
So sehen ehrliche offene Deklarationen aus:
„Wildes Land“ mit Kaninchen, Kartoffeln und Wildkräutern
Zusammensetzung:
Frisches Kaninchenfleisch 20 %, getrocknetes Kaninchenfleisch 20 %, Erbsen 20 %, Kartoffeln 16 %, Hühnerfett,Bohnen 6 %, Leinsamen 3 %, Bierhefe, Rübenmark, Meeresalgen 0,3 %, Chicoréemark, Fructo-Oligosaccharide (FOS 0,2 %), Hefeextrakt (MOS 0,2 %), Yucca-Extrakt 0,03 %, Mariendistel 0,02 %, Löwenzahn 0,02 %, Rosmarin 0,02 %, Hibiskus 0,02 %, Hagebutte 0,002 %
„Wildkraft“ Freilandhirsch mit Süßkartoffeln
Zusammensetzung:
60,5 % frischer Hirsch, 21 % Süßkartoffel, Birne, Sellerie, Rote Beete, Blaubeeren, Algen, Hanföl, frische Reiskeimlinge, Leinsamen
„Primum“ Lamm mit Kartoffel
Zusammensetzung:
Frisches Lamm 32 %, getrocknete Kartoffeln 22 %, getrocknetes Lamm 20 %, getrocknete Erbsen, Erbsenprotein, pflanzliches Proteinhydrolysat, getrocknete Äpfel, Cellulose, Distelöl, Chondroitinsulfat, Glucosamin, Yucca, Kräuter (u. a. Kamillenblüte, Mistelwurzel, Enzianwurzel, Brennnessel, Brombeerblätter)
Die Herstellung
Billiges und hochwertiges Trockenfutter unterscheiden sich nicht nur durch die Inhaltsstoffe, sondern auch in der Art der Herstellung.
Billiges Trockenfutter
Die Produktionskosten lassen sich mit sehr hohen Temperaturen beim Trocknungsprozess niedrig halten. Natürlich werden alle Vitamine und Spurenelemente dabei fast restlos zerstört. Zudem wird das Fleisch gegart. Die Vitamine werden hinterher wieder zugesetzt, aber das trockene Fleisch bleibt spröde und quillt im Magen stark auf.
Gegarte Zutaten lösen sich im Magen sehr langsam auf und verbleiben daher länger im Verdauungstrakt als in der Natur eines Hundes vorgesehen. Sie sind schwer verdaulich, verursachen Verdauungsprobleme und einen schlechten Kotabsatz.
Hochwertiges Trockenfutter
wird kalt gepresst oder bei niedrigen Temperaturen (max. 50 °C) langsam gebacken. Das dauert sehr viel länger, schont allerdings sowohl die natürlichen Inhaltsstoffe als auch deren Feuchtigkeitsgehalt. Dieses Trockenfutter quillt im Magen kaum oder gar nicht und mindert dadurch die Gefahr einer Magendrehung erheblich. Auch ohne eine große Schüssel Wasser hat der Hund sein Sättigungsgefühl.
Kalt gepresstes Futter mit wertvollen Komponenten ist leicht verdaulich, löst sich schnell auf und wird rasch verdaut.
Unser Fazit
Lassen wir uns von Bewertungen oder Testergebnissen nicht beeindrucken, bleiben wir misstrauisch. Der schöne Satz „Glaube nie einer Studie, die Du nicht selbst manipuliert hast.“ kann um die Punkte „Wer veröffentlicht, warum welches Testergebnis?“ und „Wer hat, warum die Tests bezahlt?“ erweitert werden.
Wir können die Deklarationen und das Kleingedruckte lesen, wir werden genau hinschauen und das für unseren Hund beste Trockenfutter auswählen.
Trockenfutter ist nicht per se schlecht, wir wollen nur alles ganz genau wissen. Für unseren Hund.