Er gehört zu mir – Welche Hunderasse steht mir am besten?

Er gehört zu mir – Welche Hunderasse steht mir am besten?

Die Ironie ist kaum zu überlesen. Aber wir alle kennen die Bilder: Eine schicke Dame geht in hochhackigen Stiefeln mit ihrem Mops zügig die Straße entlang. Ein Yorkshire Terrier giftet aus einer Handtasche heraus jeden an, der sich nähert. Ein frisch gestylter schwarzer Königspudel sitzt mit Frauchen im Eiscafé. Ja, ein Hund kann ein Schmuckstück oder aber völlig fehl am Platze sein.

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Begriff „Rasse“.

In der Kolonialzeit starteten Wissenschaftler, anhand von Schädeln und Knochen den Versuch, verschiedene menschliche Rassen zu beweisen. Opfer gab es ja beispielsweise in den Kolonien der Südsee zur Genüge. Worum ging es? Es galt, die sogenannten „blaublütigen Menschen“, also die Forscher selbst, vom Rest der Menschheit abzugrenzen und „Neger“ oder „Indianer“ als minderwertig darzustellen.

Dieser Rassenwahn hatte in der NS-Zeit ihren zerstörerischen Höhepunkt. Begriffe wie Jude, Halbjude oder Vierteljude bestimmten das Schicksal unzähliger Menschen.

Zeitgleich und später kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass es schlicht keine menschlichen Rassen gibt. Wir haben alle dieselbe DNA, stammen alle aus Afrika und gehören der Gattung des „Homo sapiens“ an.

Vererbung

Natürlich gibt es genetische Merkmale durch Vererbung wie Hautfarbe oder Körperbau. Aber der Begriff „Rasse“ ist allein durch genetische Vererbung wissenschaftlich nicht belastbar. Selbst gängige Vorurteile bestimmten Nationalitäten gegenüber entspringen der Sozialisation und keiner Vererbung. So wurde ein heißblütiger Italiener von einer temperamentvollen Mamma erzogen, ein braver fleißiger Japaner wurde unter dem Einfluss seines gestrengen Herrn Vaters erwachsen.

Das ist auch der Grund, dass wir uns gefahrlos mit Menschen jeder Nationalität einlassen können. Es geht um Gefühle, Mitmenschlichkeit und gemeinsame Gedanken.

Oder werden wir nach unserer „Rasse“ gefragt, wenn wir ein Formular ausfüllen müssen?

In der Tierwelt verhält sich das ähnlich, aber nur fast.

In der Biologie spricht man von „Arten“, egal ob von Giraffen, Käfern oder dem tasmanischen Waldteufel. Obwohl sich diese Arten in der Regel nicht mischen, bezeichnet sie niemand als „Rasse“. Der Grund: Per definitionem „… wird eine Tierart erst durch Züchtung künstlich herausgearbeiteter Eigenschaften klar voneinander abgrenzbar und dadurch zur Rasse“.

Nur ein winzig kleiner Teil dieser tierischen Vielfalt auf unserer Erde wurde durch Züchtung erblich verändert, nämlich die Nutztiere des Menschen. Pferde, Hühner, Kaninchen, Kühe, Katzen oder Hunde. Die jeweils „untauglichen“ Eigenschaften wurden heraus- und die „idealen“ hinein gezüchtet.

Jeder züchtete und züchtet, wie es ihm gerade beliebte. Hühner beispielsweise müssen ein ordentliches Fleischgewicht auf die Waage bringen oder die Eileistung steigern. Oder beides. Dabei sollten sie im Garten gutbetuchter Gutsherren noch eine hübsche Figur machen. So entstand beispielsweise das „Vorwerkhuhn“, das seinen Namen nicht von einem Staubsauger, sondern von einem ehrgeizigen Züchter hat. Es gibt noch unzählige andere Hühnerrassen vom Legebatteriehuhn bis zum Masthähnchen.

Aus gewöhnlichen Wildpferden wurden durch Züchtung im Laufe der Zeit Araber, Lipizzaner oder Kaltblüter für die Arbeit auf dem Hof und im Wald, je nachdem, was die Gesellschaft gerade brauchte oder was modern war. Ähnlich erging und ergeht es Kaninchen, Kühen, Katzen und Hunden. All diese Zuchtergebnisse sind „Rassen“, nämlich ganz klar voneinander trennbare Unterarten, deren Eigenschaften künstlich erzeugt wurden.

Womit wir beim Thema wären. Der Hund.

Ein Terrier ist ebensowenig eine Laune der Natur wie ein Deutscher Schäferhund. Nicht nur das Aussehen sondern vor allem seine Charaktereigenschaften wurden von Menschen ganz bewusst in diese Tiere hinein gezüchtet. Wir haben es hier also mit „Rassen“ zu tun. Und deren gibt es viele.

Die meisten Hunderassen wurden speziell für die Jagd gezüchtet, die vor ein paar hundert Jahren noch eine größere Rolle spielte, als heute. Kein Wunder also, dass ein Jagdhund sich nicht als Couchpotato eignet.

Viele Menschen wählen dennoch ihren neuen Hundefreund lieber nach dem Aussehen, egal ob die Rasse zu ihm passt oder nicht. Das kann ordentlich nach hinten losgehen, für Mensch oder Hund oder beide.

Schauen wir uns ein paar Beispiele an.

Der süße kleine Yorkshire Terrier.

Er passt in jede Handtasche und ist auf Partys der Hingucker. Das Haarschleifchen im Partnerlook mit seinem Frauchen, die Krallen rot lackiert und ein glitzerndes Halsband runden seinen Auftritt ab.

Aber: Der Yorkshire Terrier wurde in England für Textilfabriken gezüchtet, um Ratten und Mäuse zu jagen. Dieses „Jagdgen“ ist also quasi in ihn hinein gezüchtet. Er ist ein Energiebündel, das lieber im Wald Mauselöcher aufstöbert, als auf einer Party hübsch zu sein. Er braucht genauso viel Auslauf und Beschäftigung, wie andere Hunde. Auch wenn er klein ist.

Der Siberian Husky

Huskys sind wunderschöne Tiere und machen ordentlich was her an der Seite von Herrchen und Frauchen. Sie wirken sanft und stark und der Assoziation an einen Wolf kann sich kaum jemand entziehen.

Aber: Der Husky ist ein Rudeltier. Ausdauer und Leistung als Schlittenhund liegen ihm im Blut. Ein Stündchen Gassi und ansonsten Kuscheln genügen ihm nicht. Am liebsten hat der Husky einen Kumpel, mit dem er vor einen Wagen gespannt stundenlang über Stock und Stein rennen kann. Canicross und Schlittenrennen sind seine Leidenschaft. Ein Husky als Familienhund geht eher schief. Um einen Husky zu halten, solltet Ihr selbst auch eine Sportskanone sein.

Der Dobermann

Kein italienischer Spielfilm über die Mafia in Sizilien ohne mindestens einen Dobermann. Dobermänner geben alleine durch ihr bedrohliches Aussehen ihrem Herrchen eine gute Portion optische Autorität und Selbstwertgefühl. Auch bei uns sind Dobermänner und Doberfrauen immer wieder im Polizeidienst zu sehen. Als Familienhund ist der elegante Dobermann ebenfalls auf dem Vormarsch.

Aber: Es war Friedrich Louis Dobermann, ein Gerichtsvollzieher im 18. Jahrhundert, der sich den Dobermann zurecht züchtete. Für seine gefährliche Arbeit benötigte er einen besonders scharfen Hund. Also kreuzte er die aggressivsten Hunde aus den Würfen der Rassen Pinscher, Fleischerhunde (Rottweiler) und Schäferhunde immer wieder, bis er seine Kampfmaschine hatte. Der Dobermann ist angstfrei, mutig und hat seinen ganz eigenen Willen. Kein Wunder also, dass ein Dobermann von klein auf konsequent erzogen werden muss und viele Stunden Beschäftigung braucht, damit er nicht alsbald im Tierheim landet.

Nochmal: Welcher Hund passt zu mir?

Anhand dieser paar Beispiele wird bereits klar, dass die Auswahl eines Hundes nach Aussehen oder Beliebtheit ziemlich schief gehen kann. In den meisten Fällen könnt Ihr Eurem neuen Freund nicht gerecht werden und auf kurz oder lang wird er Euch enttäuschen oder überfordern.

Die ersten Fragen, die hier zu stellen sind: Warum möchtest Du Dir einen Hund zulegen? Was erwartest Du? Was versprichst Du Dir davon?

Ob Du nun einen Sportkumpel möchtest, einen treuen Begleiter für tägliche Spaziergänge oder einen Kuschler für Deine Kinder, lass Dich von einem Hundetrainer beraten. Hundespezialisten kennen sich mit den Charaktereigenschaften der Fellnasen besonders gut aus und Ihr werdet gemeinsam das richtige Tier finden.

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